Camping bei Kälte in Skandinavien - Tipps & Tricks
Wir ziehen nach Norwegen
Warum haben wir uns Ende September überhaupt wieder auf den Weg Richtung Norden gemacht?
Wir werden diesen Winter in Nordnorwegen verbringen und sind mit unserem Auto umgezogen. Wir haben es randvoll gepackt und uns auf den Weg gemacht. Nach einem halben Jahr leben im Wohnwagen haben wir uns in ein neues Abenteuer gestürzt: zelten im Herbst im kalten Skandinavien. Möchtest du unsere Stellplätze sehen und wie es uns ergangen ist? Dann klicke hier um zum YouTube-Video zu gelangen.
Wir hatten auch im Sommer schon 9°C beim Campen, es ist also nicht so, dass wir naiv an diese Tage herangegangen sind. Warum zelten in Norwegen und Schweden auch in der kalten Jahreszeit noch funktioniert?
1 Die richtige Ausstattung
Isomatte
Der wichtigste Teil der Ausrüstung ist wohl die Isomatte. Ihr solltet eine Matratze/Isomatte haben, deren "R-Wert'“ es erlaubt, auch bei kalten Temperaturen zu übernachten. Und nein, die Dicke der Matratze ist hier nicht unbedingt ausschlaggebend! Achte also beim Kauf auf diesen Wert und solltest du bereits eine Matratze haben, dann recherchiere mal, wie hoch dieser Wert ist. Folgende Werte geben dir eine Orientierung, für welche Temperaturen die Matten geeignet sind. Je nach Ziel und dort vorherrschenden Temperaturen solltest du also eine passende Matratze auswählen:
R-Wert 0: bis +15°C (reine Sommermatten)
R-Wert 1: bis +7°C (Sommer und warme Frühlings bzw. Herbstnächte)
R-Wert 2: bis +2°C (3-Jahreszeiten Matten ohne Bodenfrost)
R-Wert 3: bis -5°C (3-Jahreszeiten bis in den milden Winter rein)
R-Wert 4: bis -11°C (4-Jahreszeiten, bereits Wintertauglich)
R-Wert 5: bis -17°C (Wintertauglich)
Ich bin ehrlich, wenn ich meine nochmal neu kaufen würde, dann etwas dicker. Der Unterschied zwischen meinen 3,8 cm und Johnny 5 cm ist schon gewaltig. Uns war beim Kauf der Matratzen auch der Nachhaltigkeitsaspekt wichtig, sowie ein möglichst kleines Packmaß. Vaude bietet mit seinen Matratzen tolle nachhaltige Produkte an, Thermarest stellt seine Matratzen in Irland (oder den USA) her und bietet verschiedene Möglichkeiten für Reparaturen an.
Schlafsack
Neben der Matratze ist auch ein guter Schlafsack wichtig, welcher nicht zu groß sein sollte. Während wir bei Johnny Größe immer schauen müssen, dass Matratze und Schlafsack lang genug sind, ist es bei mir beim Schlafsack andersherum. Die “Standardlänge” eines Schlafsacks bedeutet bei jemandem, der 1,64m ist, dass dieser um einiges zu lang ist. Unten sammelt sich die Kälte, weswegen ich dann kalte Füße bekomme. Wenn du dich also neu ausstattest, denk daran einen nicht zu langen Schlafsack zu kaufen.
Vor der Nacht solltest du deinen Schlafsack aufschütteln, damit sich die Füllung richtig entfalten kann. Während der Nacht ist es dann wichtig darauf zu achten, dass nicht zu viel Wärme über den Kopf- und Schulterbereich nach Außen dringt und Kälte nach Innen. Ziehe die Kapuze und den Kragen weitesgehend zu.
Extra Tipp: Wir setzen bei kalten Temperaturen eine Mütze auf. Ich mag es nicht so eng am Kopf mit dem Kragen, allerdings fängt man dann wirklich an am Kopf zu frieren. Hier helfen Mütze und evtl. ein Schlauch-Halstuch. Außerdem haben wir immer noch reichlich Kuscheldecken mit (für das Zelt und “draußen” aufhalten) und legen auch gern unter die Matratzen noch extra eine Decke. Auch eine Wärmflasche wirkt Wunder. Genauso solltet ihr, wenn ihr in der Nacht etwas trinken wollt, euer am besten warmes Wasser oder Tee in eine Thermoskanne füllen, sodass es nicht gefrieren kann.
Ein kleines Zelt
Die großen Zelte kühlen schneller aus. Auch bei sehr kalten Temperaturen ist es in unserem kleinen Zelt durch die Körperwärme schön kuschelig nach einiger Zeit, während es in einem großen Zelt viel schneller auskühlt. Ein sehr großes Zelt ist in diesem Fall nicht die beste Wahl!
Wir haben für diese Reise übrigens keine Stühle und Tisch mitgenommen. Lediglich warme Sitzkissen aus Wolle, was ich weiterempfehlen kann, haben wir dabei gehabt. Warum Tisch und Stühle in Skandinavien nicht unbedingt sinnvoll sind im Herbst, verrate ich dir später.
2. Die richtige Kleidung
Die meisten von uns sind es gewohnt, sich im warmen einer Wohnung oder eines Hauses aufzuhalten und ab und zu nach draußen zu gehen, um dort einige Zeit zu verbringen. Wer länger mit dem Zelt unterwegs ist, weiß, dass man einiges mehr an Kleidung braucht, um sich dauerhaft warm zu halten. Gerade im Herbst kann es schon um die 0°C sein und auch Minusgrade haben. Der Wind kann die gefühlte Temperatur um einiges verringern. Dementsprechend ist warme Kleidung, wobei die Skandinavier gerne auf Wolle oder Fleece setzen, unabdingbar. Wir tragen immer mehrere Schichten im “Zwiebelsystem”. Das hält schön warm und man kann Stück für Stück weitere Schichten hinzuziehen oder ablegen, je nach Temperatur.
Bei kalten Temperaturen schlafen wir die Nacht in einem langen Schlafanzug bzw. langer Unterwäsche mit Socken. So friert man sich auch frühs nicht sofort alles ab, wenn man sich aus dem warmen Schlafsack befreit.
3. Campingplätze in Skandinavien richtig nutzen
Wer schon mal in Skandinavien auf Campingplätzen übernachtet hat, dem ist vielleicht eins schon aufgefallen: es gibt viele Koch- und Essmöglichkeiten. Meistens haben die Stellplätze draußen freistehende Picknickbänke mit Tischen, welche nutzbar sind, und Küchen neben den Sanitärgebäuden. Ab und zu gibt es auch Grillhütten o.ä. Da es in Skandinavien auch im Sommer sehr frisch sein kann, gehört dies mittlerweile fast zum Standard. Wenn wir wissen, dass es kalt wird und wir uns einen warmen Ort zum Kochen, Essen und eventuell zum Aufhalten wünschen, dann wählen wir danach den Campingplatz aus. Wir hatten schon viele tolle Plätze, an denen wir während es draußen geregnet hat, im Trockenen saßen und in Ruhe unser Essen genießen konnten.
Scheu dich nicht, solche Räume aufzusuchen. Sie helfen uns immer über sehr kalte Tage oder Abende, und wenn nur zum Aufwärmen! Außerdem dürften wir hier schon einige nette Gespräche führen mit anderen Campern, die ähnlich ticken wie wir :)
4. Die richtige Stellplatzauswahl
Es ist nicht überall gleich kalt, nicht einmal auf einem Campingplatz. Hier könnt ihr auch noch einiges Rausholen, wenn ihr es meiden möchtet zu frieren. Am offenen Meer den vordersten Platz zu erwischen, ist vielleicht traumhaft romantisch vom Ausblick, jedoch kann es, gerade wenn es windig wird, bedeuten, dass es sich einige Grad kälter anfühlt als an einem eher windgeschützten Platz. Auch der Untergrund macht einiges aus. So ist es kälter, wenn ihr auf einem steinigen Untergrund schlaft, im Vergleich zu Erde oder gar Moos/Gras.
Wir hatten echtes Glück während unserer Reise in diesem Jahr. Die Temperaturen gingen nicht unter 0°C, auch nicht im hohen Norden Norwegens und wir hatten verhältnismäßig viel Sonne und wenig Regen. Trotzdem haben wir all diese Möglichkeiten genutzt, um es uns so gemütlich und warm wie möglich zu gestalten. Ein paar Wochen später ging es für uns im Auto nach Rovaniemi (Finnland). Auf dieser Reise hatten wir mit Minusgraden zu kämpfen. Es war nochmal deutlich kälter und trotzdem sind wir mit diesen Tipps gut klar gekommen.
Ja, zelten im Herbst ist anders und auch herausfordernd, aber ist es nicht das, was einen reizt? Und im Notfall, wenn ihr keine Lust mehr habt auf Regen, Wind und Kälte habe ich noch einen Tipp für euch: bucht euch, und wenn es nur eine Nacht ist, eine kleine, kuschelige Hütte auf einem Campingplatz oder besucht ein Freizeitbad mit Whirlpool! ;) Ich spreche aus Erfahrung.