Auswanderung nach Norwegen - wohin & wieso?

Podcast Episode 1

In meinem ersten Podcast, den Link findest du hier auf der Seite, dachte ich wir sprechen über eine Frage die sehr häufig vorgekommen ist oder die uns auch immer noch regelmäßig gestellt wird: Warum sind wir gerade nach Norwegen ausgewandert bzw. wie sind wir auf Norwegen gekommen?

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Ich finde, dass die Frage grundsätzlich schwer zu beantworten ist. Es ist nicht so, dass wir diese Entscheidung aufgrund einer Pro- und Kontra-Liste getroffen haben. Die Entscheidung fiel nicht auf rationaler Ebene, sondern die Gefühle haben eine wichtige Rolle gespielt: was fühlt sich für uns richtig an? Trotzdem erkläre ich euch gern ein paar Beweggründe und Unterschiede zu Deutschland und auch, was das mit meiner Familie zu tun hat.

Von Klein an Skandinavienfan

Ich kann gar nicht genau sagen, in welchem Jahr ich das allererste Mal in Norwegen war. Grund war auf jeden Fall der Besuch meiner Cousine. Sie und später auch meine Tante und mein Onkel sind nach Norwegen ausgewandert. Das wiederum hatte natürlich auch zur Folge, dass wir sie auch gerne mal besuchen wollten. Die skandinavischen Länder waren für mich und meine Familie schon immer präsent. Bereits vor mir sind meine Eltern viel nach Dänemark gereist. Im Schnitt bin ich mindestens einmal in meinem Lebensjahr in Dänemark gewesen, manche Jahre sind wir zweimal gereist, manche kein mal. Aber im Schnitt war ich jedes Jahr mindestens einmal in Dänemark, was natürlich nicht vergleichbar ist mit der norwegischen Natur, allerdings finde ich, die skandinavischen Länder haben alle etwas gemeinsam. Gewisse Ähnlichkeiten, gerade kulturell, die man spürt, wenn man vor Ort ist. Und ich glaube es ist gewesen, wie es wahrscheinlich bei jedem ist der nach Norwegen kommt und hier eine längere Zeit verbringen darf: wir waren einfach unglaublich begeistert von dieser Natur und sind es immer noch.


Mit Auto durch Norwegen

Johnny und ich sagen immer noch Jedem, der überlegt mal nach Norwegen zu kommen, das selbst das Durchfahren ein Highlight ist. Die Strecke von Süd nach Nord ist so spektakulär, was mit Deutschland nicht zu vergleichen ist. Gerade als wir jetzt im Frühjahr wieder in Deutschland waren, ist uns das aufgefallen. Hier in Norwegen erwartet einen gefühlt hinter jede Ecke ein neues Abenteuer.

Die Natur ist für uns also ein sehr wichtiger Aspekt und die Möglichkeiten, die sie mitbringt: dazu zählt das Wandern, das Skifahren, das Schneeschuhwandern, Rodeln, Snowboard fahren, Kajak fahren… Gerade hier oben in Nordnorwegen sind die Wintersportarten sehr präsent, da der Winter nochmal etwas länger ist. Würde ich Schnee so gar nicht mögen, würde es mich eher Richtung Südnorwegen (oder vielleicht ach gar nicht nach Norwegen) ziehen.


Norwegen - wenige Menschen, großes Land, viele Unterschiede

An dieser Stelle sei gesagt: Norwegen ist ein extrem langes Land, das heißt sowohl vom Klima als auch von den ganzen Gegebenheiten ist es vom Norden zum Süden aber auch West-Ost natürlich unterschiedlich. Ähnlich wie es in Deutschland auch unterschiedliche Gegenden mit unterschiedlichen Angeboten und Voraussetzungen gibt. Für mich ist es ein großer Kontrast, denn ich komme aus dem flachen Brandenburg mit sandigen Böden, heißen Sommertagen, einem grauen und kalten Winter ohne Schnee (zumindest in den letzten Jahren… der Klimawandel grüßt). Und hier oben? Sind die Winter viel dunkler (dank der Polarnacht) und die Sommer viel heller (dank dem Polartag). Es ist kühler, lange nicht so mild und die WInter sind viel länger. Das sollte man auch bei einer Reise nach Norwegen beachten.


Einfach so ausgewandert? Natürlich nicht.

Ich habe schon lange davon geträumt eine längere Zeit nach Norwegen zu ziehen. Für die, die es noch nicht wissen: wir sind nach Nordnorwegen gezogen. Im September sind wir hergekommen, zunächst um herauszufinden, ob wir mit dem dunklen Winter zurecht kommen könnten und hier länger bleiben wollen. Tatsächlich haben wir dann relativ zeitig schon beschlossen, dass wir gerne hier länger bleiben wollen. Um ein bisschen Orientierung zu schaffen: wir sind hier unterhalb von Tromsö, am Ende der Lofoten auf den Vesteralen. Das heißt auch, dass wir weit über dem Polarkreis sind und Polarnacht und Polartag einen großen Einfluss haben. Der Winter ist lange Zeit sehr dunkel und kälter als in Deutschland, ja, aber er bringt auch ganz viele wundervolle Momente mit sich und ein Licht, wie wir es aus Deutschland nicht kennen. In einem meiner YouTube Videos findest du mehr dazu.

Was mir an Norwege(r)n so gefällt

An dieser Stelle will ich sagen, ich tue mich sehr schwer mit solchen Verallgemeinerungen: “Jeder Deutsche ist so” und “Jeder Norweger ist so”. Wir sind alle ganz individuell und doch gibt es, meiner Meinung nach, einige Unterschiede gerade im kulturellen Bereich. Was ich sehr inspirierend finde, das habe ich bereits während meiner vielen Dänemarkreisen festgestellt, ist das Gemeinschaftliche. Viele sind in Vereinen, engagieren sich freiwillig und tun sich und der Kommune etwas Gutes. Das ist übrigens auch eine gute Möglichkeit, Norweger kennenzulernen: in einen Verein eintreten. Man sagt ja, je weiter nördlich man kommt (selbst in Deutschland) desto kälter und introvertierter wird das Gemüt. Ich habe schon das Gefühl, dass sich viele Norweger etwas schwerfälliger tun. Es gibt aber auch die Extrovertierten hier, keine Sorge. Im Vergleich zu Spanien und Portugal, wo wir vergangenes Jahr knapp 5 Monate verbracht haben, sind die Menschen hier schon deutlich ruhiger und nicht so energetisch nach Außen. Ich mag das sehr, es ist beruhigend für Körper & Geist. Für mich ist es angenehm. Es bedeutet aber auch, dass man als Ausländer eher die Initiative ergreifen muss, um mit Menschen in Kontakt zu kommen.

Ein weiterer Aspekt ist die Ruhe, die nicht nur aufgrund der Mentalität da ist, sondern vor allem weil die Norweger ein sehr kleines Völkchen sind. Aktuell hat das Land um die fünfeinhalb Millionen Einwohner und 20 20 lebten 44% der Norweger in der Nähe von Oslo, also in den “Fylken” (= Bundesland in Deutschland) Viken, Telemark, Tröndelag. Quasi die Hälfte der Bevölkerung lebt dort unten im Süden und wenn ihr mal die Karte aufmacht von Norwegen, dann seht, ihr wie viel mehr Land darüber noch ist und wie wenige Menschen auf dieses großes Gebiet verteilt sind. Was wir hier oben als große Stadt ansehen, mit 20.000 Einwohner, ist in Deutschland nichts besonderes. Und trotzdem können wir dort alles machen und erledigen: zum Amt gehen, Krankenhaus besuchen, in sämtlichen Supermärkten einkaufen, Kleidung, Schuhe, Möbel, Elektronik, Baumaterialien etc. einkaufen, Essen gehen und und und. Die meisten Städte im Norwegen erinnern allerdings nicht an Deutsche Städte. Es gibt kaum Hochhäuser und sehr viele Einfamilienhäuser auf einem engen Raum.

Ich habe das Gefühl, in Norwegen haben wir mehr Luft zum Atmen.

In unserer Kommune wohnen auf zwei Inseln verteilt um die 1500 Menschen und wir sind echt erstaunt, was es hier alles gibt und was auf die Beine gestellt wird. Auch wenn es heißt, dass viele Events in der Kommune weggefallen sind, weil sich der Bürgermeister in den vergangenen Jahren nicht dafür engagiert hat, gibt es jetzt wieder einen Aufschwung. Wir haben hier: ein super ausgestattetes kleines Fitnessstudio, eine Sporthalle mit verschiedenen Aktivitäten (Volleyball, Fußball, Badminton), einen neuen Golfplatz, eine Grundschule, zwei Kindergärten, eine Schwimmhalle, eine Bibliothek, ein Freiwilligen-Cafè… Da kann man sich doch echt nicht beschweren, oder?


In Norwegen = alles gut?

Genau das, möchte ich nicht sagen. Auch hier gibt es Probleme, vieles ist teurer geworden, es gibt Diskussionen. Norwegen ist nicht perfekt oder in Deutschland ist auch nicht alles schlecht. Es ist ein Gefühl, dass ich hier habe, dass ich in Deutschland vermisst habe. Es ist der Lebensstil, den ich hier voll auskoste, den ich bei uns Zuhause nicht so leben kann. Es ist die atemberaubende Natur, die mir täglich ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Und das Gefühl, in Deutschland nicht zu wissen wohin mit mir, wohin mit uns. Wir lieben unsere Familien, wir vermissen sie und trotzdem fühlt es sich gerade sehr richtig an. Richtig an, hier zu sein und es einfach auszutesten: das Leben im hohen Norden Norwegens.

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