Was kosten Lebensmittel in Norwegen?
Ist es wirklich so teuer, wie alle sagen?
Leider ist es kein Mythos, dass die Lebensmittel in Norwegen deutlich teurer sind als in Deutschland. Im Februar 2023 sollen in Norwegen weitere Preissteigerungen folgen. Von November 2021 auf November 2022 sind die Preise bereits um 12,7% gestiegen. Kann man sich das noch leisten?
Wir sind das letzte mal am 30.01.2023 einkaufen gewesen. Die Preise der Lebensmittel entsprechend diesem Datum. Sobald wir uns ein Bild von den neuen Preisen gemacht haben, werde ich diesen Artikel aktualisieren und die Preissteigerungen deutlich machen.
So viel zahlen Norweger wirklich im Vergleich
In Norwegen lagen die Lebensmittelpreise im April 2022 42% über den deutschen Preisen, lediglich die Schweiz lag mit 54% darüber. Bei Obst und Gemüse sind die Preisunterschiede niedriger, nur 34%. Bei Fleisch betrug der Unterschied 25%.
Was die Preisdifferenz zwischen Norwegen und Deutschland förmlich explodieren lässt, sind vor allem die Alkoholpreise. Diese liegen satte 217% über denen des deutschen Marktes.
In meinem Studium habe ich eine überraschende Statistik gefunden. Denn ausschlaggebend für die Preise ist auch der Verdienst. Viele Länder in Europa haben niedrigere Lebensmittelkosten, dort liegt der monatliche Lohn oft niedriger. Daher ist für mich die Frage viel interessanter, wie viel Prozent des Einkommens geben die Norweger und die deutschen monatlich für Lebensmittel aus?
Leider ist Norwegen in der Destatis Statistik nicht vertreten. Daher habe ich eine andere Statistik zur Rate gezogen. Statistics Norway spricht davon, dass die Norweger im Schnitt 12,9% monatlich für Lebensmittel ausgeben (Jahr 2022).
Im Vergleich dazu sind es in Deutschland laut der Daten nur 11,1%.
Im Vergleich zahlt kaum ein Land in Europa weniger prozentual am Gehalt für Lebensmittel als wir Deutschen:
Polen 16,7%
Tschechien 18,9%
Portugal 20,4%
Lettland 23,4%
…
Deutsche zahlen im europäischen Vergleich prozentual schon lange sehr wenig für Lebensmittel im Vergleich zu ihrem monatlichen Lohn. Die Norweger zahlen prozentual mehr, ja. Die Norweger haben nach der Schweiz die höchsten Lebensmittelpreise, ja. Und trotzdem: weder die Norweger, noch die deutschen liegen laut der Statistiken weit oben, wenn wir die prozentualen Kosten für Lebensmittel anhand des monatlichen Verdienstes betrachten.
Die steigenden Kosten sind trotzdem auch in Norwegen ein sehr großes Thema, da sie allumfassend stattfinden: Gas, Strom, Benzin und Diesel, Lebensmittel, Wohnen… Gerade in den Städten wird es immer schwieriger für junge Menschen ein gutes Leben zu führen, da die Lebensunterhaltungskosten im Vergleich zum Einkommen gestiegen sind.
Was ist in Norwegen teurer?
Im Vergleich zu Deutschland sind nicht nur die Lebensmittel deutlich teurer, auch die Kraftstoffpreise liegen weit über den Deutschen. Genauso sieht es bei alltäglichen Dienstleitungen aus, wie dem Besuch beim Frisör. Da die Gehälter über denen der Deutschen liegen, sind z.B. Handwerker ebenso teurer. Aber wer gerne Essen geht, Alkohol oder Tabak konsumiert muss mit hohen Kosten rechnen.
Warum ist es in Norwegen teurer?
Aufgrund der geografischen Lage fallen in Norwegen höhere Transportkosten an. Im Vergleich zu Deutschland ist es viel aufwendiger und dadurch natürlich auch kostenintensiver.
Die Mehrwertsteuer in Norwegen liegt bei 25 Prozent (anstatt wie in Deutschland bei 19%)
Die Gehälter in Norwegen sind durchschnittlich höher als in Deutschland.
Norwegen ist kein EU-Mitglied, wodurch sich höhere Preise ergeben.
Alkohol, Tabak und zuckerhaltige Produkte sind besonders teuer im Vergleich, weil auf sie hohe Steuern anfallen.
Die Energie- und Kraftstoffpreise sind auch in Norwegen ordentlich angestiegen und liegen über deutschen Preisen.
Wie viel kosten alltägliche Lebensmittel?
Hier findet ihr eine Auflistung verschiedener Lebensmittel. Diese Liste wird regelmäßig aktualisiert. Da die norwegische Krone aktuell großen Schwankungen unterliegt im Vergleich zum Euro, verwende ich nur die Kronenpreise.
Da wir kein Fleisch oder Fisch konsumieren treffe ich hierzu keine Aussagen. Wenn ihr möchtet, könnt ihr mal “kundeavis” und dahinter den jeweiligen Supermarkt-Namen im Internet suchen. Dann findet ihr die aktuellen Angebote und bekommt ein Gefühl für die norwegischen Preise. Die hier angegebenen Preise sind keine Angebotspreise.
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Kartoffeln 5kg 79.90 NOK
Gurke 15 NOK
Mini-Tomaten 500g 43.90 NOK
Zucchini 27.90 NOK pro Stück (klein!)
Möhren 31.90 NOK/kg
Paprika 81.90 NOK/kg
Rote Zwiebeln 24.90 NOK/kg
Champignon 71.90 NOK/kg
Bund Frühlingszwiebeln 27.50 NOK
Avocado 25 NOK
Salatkopf (Eisberg) 23 NOK
Knoblauch (100g) 20.50 NOK
Weißkraut 24.90 NOK/kg
TK gehackter Spinat 11.20 NOK
TK Bohnen 13.30 NOK
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TK Himbeeren (400g) 46.20 NOK
TK Blaubeeren (400g) 29.70 NOK
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Knäckebrot (520g) 26.00 NOK
Urkorn Dinkelbrot (Supermarkttheke) 56.50 NOK
Fusilli 27.40 NOK/kg
Tagliatelle 26.10 NOK/kg
Bio Weizenmehl 27.90 NOK/kg
Roggenmehl 15.70 NOK/kg
Dinkelmehl 41.70 NOK/kg
Wraps 15.10 NOK
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Alpro Joghurt (4x125g) 33.90 NOK
Hafermilch 16.50 NOK
Hafermilch Bio 22.00 NOK
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Bio Milch 24.60 NOK/l
Käse Norvegia 129 NOK/kg
Käse Jarlsberg 129 NOK/kg
Feta 59.90 NOK
Parmesan 49.90 NOK
Mozarella 21.90 NOK
Quark 19.40 NOK
Lettrömme Bio 24 NOK
18 Eier Freilandhaltung 49.90 NOK
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Olivenöl Bio 87.30 NOK
Rapsöl 35 NOK
Butter 50 NOK/500g
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Orangensaft 21.90 NOK
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Bio Mais (3 kleine Pck.) 29 NOK
Bio Tomatenpüree 17.10 NOK
Bio dänische Gurken 27.90 NOK
Bio schwarze Bohnen 10.60 NOK
Bio gehackte Tomaten 18.10 NOK
Bio Kidneybohnen 10.60 NOK
Wie viel kostet es Essen zu gehen?
Es ist auch kein Geheimnis, dass das Essen gehen in Norwegen teurer ist. Trotzdem kann ich behaupten, dass man durchaus großes Sparpotential hat, wenn man die Augen offen hält. In den Städten gibt es oft sehr gute Restaurants, zum Teil auf mit tollen Angeboten.
So haben wir zum Beispiel in einem Restaurant in Trondheim für 15 Euro pro Person am vegetarischen Montag sehr gute Burger mit Pommes gegessen. Die große Ersparnis kannst du übrigens bei den Getränken landen. Es ist üblich, dass Wasser (manchmal auch Tee, Wasser mit Zitrone o.ä.) nicht extra gezahlt werden muss, sondern nach Bedarf zum Essen dazu konsumiert werden kann. Wir haben so an diesem Mittag in Trondheim nur 30 Euro für 2 Personen gezahlt, es geht also auch günstig! Was wir jedoch probieren zu vermeiden, sind Snacks oder Getränke unterwegs zu kaufen, beim Bäcker o.ä. Das haben wir uns auch in Deutschland angewöhnt. Summiert mal am Ende des Monats zusammen, wie viel Kosten durch Kaffee To Go und das Sandwich um die Ecke entstehen. Das ergibt nicht nur in Norwegen großes Einsparpotential.
Was sehr teuer in norwegischen Restaurants ist, sind die Getränke. Die Speisen haben oft deutsche gehobene Preise, die Getränke kosten im Vergleich oft das x-fache.
Wie viel kostet Alkohol?
Für Auswanderer und Touristen ist der größte Schock vermutlich die Kosten für Alkohol. Im Vergleich zu Deutschland sind Preise für Wein, Bier und co. exorbitant hoch, was vor allem an der Versteuerung liegt.
Bier bis 4,7 Promille wird in Norwegen im Supermarkt verkauft. Alles darüber hinaus musst du in einem speziellen Laden, dem “Vinmonopolet” kaufen. Diesen gibt es nicht in jedem kleinen Ort aber definitiv in den größeren Städten.
Im Supermarkt kostet bspw. ein Isbjørn-Bier 32,90 Kronen. Weine im Vinmonopolet bekommt man in der Flasche ab in etwa 100 Kronen.
Die beste Variante Geld zu sparen und seinem Körper etwas Gutes zu tun ist den Alkoholkonsum auf ein Minimum zu schrauben. Wer trotzdem nicht darauf verzichten möchte, dem bleibt noch eine andere Möglichkeit: Bier und Wein selbst herstellen. Klingt komisch, ist aber machbar. Mit dem richtigen Zubehör, was nicht sonderlich viel kostet, kann man sich sein Bier und den Wein ganz einfach selbst herstellen (Packungen dazu gibt es z.B. im Eurospar). Unser Fazit: Bier schmeckt sehr gut, beim Wein muss man Abstriche machen. Der kann mit einem guten Wein, wie wir ihn aus Deutschland kennen, nicht mithalten.
Welche Supermärkte gibt es und welcher ist am Günstigsten?
Wir gehen hauptsächlich im REMA1000 und OBS einkaufen. Die beste bzw. größte Auswahl findest du wohl bei
Meny
OBS
Coop Mega
Spar
Diese Läden sind teurer als die Discounter, bieten jedoch mehr Angebot. Im Vergleich zu Deutschland schlägt Norwegen schlechter ab. Gerade wenn es um vegane und vegetarische Produkte geht, sowie unverpacktes Einkaufen, hängt Norwegen meiner Meinung nach extrem hinterher. Wir waren schon in allen Supermärkten einkaufen während unseres vergangenen Norwegen Roadtrips in 2021. Es gibt nicht überall alle Supermärkte, daher ist man in Norwegen abhängig vom regionalen Angebot.
In abgelegenen Gebieten, wie bei uns auf der Insel, sind oft keine größeren Supermärkte, sondern nur kleine Tante-Emma-Läden wie Joker und Matkroken vertreten. Bei uns ist es der Joker, die Nachbarinsel hat zwei Matkroken. Das Einkaufen hier ist deutlich teurer als in allen anderen Supermärkten.
Die Discounter sind:
REMA1000
Coop Prix
KIWI
Coop Extra
Mir ist bei unserem Einkauf wieder erst aufgefallen, dass Dinkelmehl z.B. 4 Kronen günstiger ist im REMA1000 im Vergleich zum Coop OBS. REMA1000 und KIWI sind auch laut der norwegischen Statistiken die günstigsten Supermärkte und entsprechen ungefähr dem deutschen Lidl oder Aldi.
Wie kannst du beim Einkaufen sparen?
In Norwegen lohnt es sich, auf die Kilopreise zu schauen und nach Angeboten einzukaufen. Diese sind meinem Empfinden nach deutlich extremer, was an den höheren Grundpreisen liegt. Gerade die Lebensmittel, die sich lange halten, würde ich dir empfehlen auf Vorrat zu kaufen, wenn sie im Angebot sind. Es passiert nicht selten, dass dann jemand mit 10 Packungen Mehl vor dir an der Kasse steht. Genauso bei Käse. Käse kaufen wir übrigens nur am Stück.
Bio-Produkte sind meiner Meinung nach auf dem aufsteigenden Ast. Vor ein paar Jahren sah das noch ganz anders aus. Es gibt auch regelmäßige Bio-Aktionen, an denen alles 30% Rabatt hat - dann heißt es zuschlagen.
Außerdem haben die meisten Supermärkte eine Ecke mit “fast abgelaufenen” Lebensmitteln. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist allerdings nicht ausschlaggebend dafür, dass ein Produkt dann sofort schlecht ist. Auch hier lohnt es sich einen Blick zu werfen.
Wie wir am meisten Geld sparen im teuren Coops OBS, ist durch die Mitgliedschaftskarte. Jede Woche gibt es hier Rabatte nur für Mitglieder. Diese nehmen wir dankend wahr z.B. beim Orangensaft, wenn jeder zweite nur noch 50% kostet. Auf einen 1500 NOK Einkauf kommen dann schon mal 200 NOK Rabatt.
Quellen
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/07/PD22_N040_61621.html
https://www.vi.no/forbruker/norge-pa-topp-ti-liste-over-matutgifter/75622027
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/05/PD22_N032_61.html